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Geschichte


Geschichtliches

Brüggen ist ein Ortsteil der Stadt Gronau und liegt nördlich von Alfeld zwischen den Naturparks Weserbergland und Harz an der Leine. Östlich und südöstlich des Ortes erhebt sich der Höhenzug der Sieben Berge.

Brüggen ist ein Ort mit weit zurückgehender Geschichte. 1937 feierte man hier den 1000. Geburtstag und auch 50 Jahre später organisierte man ein groß angelegtes Jubiläumsfest.

Mit Fug und Recht können die Brüggener behaupten, dass ihr Dorf zu den wenigen Gemeinden in Deutschland gehört, in denen sich der Gründer des „Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation“, König und Kaiser Otto I., genannt der Große, mehrere Male aufgehalten hat. Vier Königsurkunden stellte Otto I. auf dem Königshof Brüggen aus, der damals den Namen Brugheim trug. Mit der ersten aus dem Jahre 937 gewährte er Bischof Balderich von Utrecht (Holland) das Münzrecht.

Otto war nach dem Tode seines Vaters Heinrich I. im August 936 in Aachen im Alter von 24 Jahren zu dessen Nachfolger ernannt worden. In der Jubiläumsschrift Brüggens aus dem Jahre 1937 ist nachzulesen, dass er im Zuge seiner ersten Regierungshandlungen (...) auch die Urkunde (...) in Brüggen ausstellen ließ, nachdem er u.a. schon am 30. Dezember 936 in der Pfalz von Königsdahlum die Rechte des Klosters Werden an der Ruhr bestätigt hatte. Wir wissen heute, dass der Königshof in Brüggen ebenso wie die Pfalz von Königsdahlum und einige weitere Kaiserpfalzen an einem Königsweg lagen, über dessen Verlauf man hier mehr erfahren kann.

In den Zeiten des Reisekönigtums dienten Königshöfe und Pfalzen der Unterkunft und Versorgung des Herrschers und seines Gefolges, das 500 bis 1000 Menschen umfassen konnte. Zum Königshof in Brüggen gehörten daher im Jahre 997 fast 4000 ha Land.

1041 kam Brüggen an die Reichsabtei Gandersheim und blieb bis 1802 in deren Besitz.

Im Laufe der Jahrhunderte übertrug das Kloster Gandersheim verschiedenen Adelsfamilien Lehen in Brüggen. So wurden die Herren von Homburg, von Bock, von Rheden, von Dötzum und von Brüggen belehnt. Als die Familie von Brüggen ohne Nachkommen blieb, wurden die Herren von Steinberg Land- und Lehnsbesitzer und Brüggen war bis 1911 in deren Besitz. Während dieser Zeit entstand um 1515 eine neue Burg.

Im Dreißigjährigen Krieg litt Brüggen unter den Plünderungen durch Tillys Truppen, unzählige Menschen fielen darüber hinaus der Pest zum Opfer. Um 1650 sind der Verlust von 3/4 der Bevölkerung und 1/4 aller Höfe zu verzeichnen.

1693 wurde die mittelalterliche Burg unter Friedrich II. von Steinberg durch das noch heute bestehende Schloss ersetzt. Erst mit dem Tod von Graf Ernst von Steinberg, der keinen männlichen Nachkommen hatte, ging Schloss Brüggen 1911 durch die Heirat seiner Tochter Jutta auf die Familie von Cramm über. Jutta und Burghard von Cramm waren Eltern von sieben Söhnen, von denen Gottfried von Cramm zu einer besonderen Berühmtheit wurde.

1741 wurde an der alten Heerstraße westlich von Brüggen eine Post- und Relaisstation eingerichtet, 1881 erhielt der Ort eine Haltestelle an der Bahnlinie Hannover-Leine.

Als man 1937 das 1000. Bestehensjahr feierte, wurde Brüggen auch ein Dorfwappen verliehen. Es zeigt eine einbogige rote Steinbrücke, die sich über einen Fluss spannt, hier dargestellt in blau mit silbern verlaufenden Wellen. Über der Brücke erhebt sich ein schwarzer Adler mit aufgespreizten Schwingen. Mit Brücke und Wasser bezieht sich das Wappen auf die Lage des Ortes direkt an der Leine, über den schon in der Vergangenheit und noch bis heute mehrere Brücken führten. Sicherlich ist auch der Name des Dorfes von Brughem (936) über die später folgenden Varianten Bruggeheim (965), Brucken (1216) und Bruken (1226) bis zum heutigen Brüggen hierdurch zu erklären. Der mittelalterliche Reichsadler steht für die politische Bedeutung des Königshofes während der Zeit der sächsischen Kaiser und Könige.

Das ursprünglich durch die Landwirtschaft geprägte Bauerndorf hat sich durch den Strukturwandel und die Erschließung von Baugebieten im Laufe der vergangenen Jahrzehnte zu einem Wohnort mit regem Vereinsleben entwickelt. Die gut 850 hier lebenden Menschen verdienen ihren Lebensunterhalt überwiegend im größeren Nachbarort Gronau oder den Städten der näheren und weiteren Umgebung. Von Brüggen aus bestehen Verkehrsanbindungen über die L480 zur B3 (Hannover-Göttingen), über B3 und B1 nach Hildesheim sowie über beide Bundesstraßen zur Autobahn A7 Hamburg-Hannover-Kassel. Nächster Haltepunkt der Deutschen Bahn ist der 3 km entfernt liegende Nachbarort Banteln.

Die schöne Einbettung des Dorfes in die Landschaft der Sieben Berge und das Tal der Leine lädt nicht nur Einheimische, sondern auch viele Besucher aus der Umgebung zu Wanderungen und Radtouren rund um Brüggen ein. Von diesen wird hier ausführlich berichtet.

Seit der Verwaltungsreform im Jahre 1974 gehört Brüggen mit elf weiteren Orten zur Stadt Gronau. Diese wurde wiederum 2016 mit den Flecken (geografische Bezeichnung für Gemeinden bestimmter Größe oder kleine Ansiedlungen) Duingen und Eime zur Samtgemeinde Leinebergland zusammengeschlossen.

Über die Website des Ortes kann man unter http://www.brueggen-leine.com/wo/wo.php ortsrelevante Informationen abrufen und sich mit Hilfe eines Ortsplanes gute Orientierung verschaffen.


Historische Baulichkeiten

Kirche Hl. Maria zu den Sieben Bergen

Zu finden: Kirchstraße/Hohle Str.

Das genaue Alter der Brüggener Kirche ist nicht bekannt. Erste urkundliche Erwähnung findet sie im Jahre 1220. Karl Greiffenhagen, Pastor in Brüggen vom 30. Januar 1898 bis zum 1. April 1932, geht jedoch davon aus, dass sie deutlich älter ist, denn sie wurde als der Hl. Maria zu den Sieben Bergen geweihte Wallfahrtskapelle im Mittelalter viel besucht ... (und) ... sehr häufig sind die Wallfahrtskapellen Kirchlein, die man gleich bei der Christianisierung ... errichtete. Lange unterstand sie der Mutterkirche in Rheden und über den Umfang der Rechte der Brüggener Kirche gerieten die Brüggener Bauern und die Ganderheimer Äbtissin, der das Patronat zustand, 1220 in Streit. In der erwähnten Urkunde legt Bischof Siegfried von Hildesheim gewisse Lockerungen fest, eine Ablösung von Rheden erreichen die Bauern hiermit noch nicht. Diese gelingt erst etwa 300 Jahre später – 1505 wird sie zur eigenständigen Pfarrkirche. Von nun an hat Brüggen einen eigenen Pfarrer und erhält ein Haus und Hof bei der Pfarrkirche. Das Patronat liegt in den Händen der Gebrüder von Steinberg, die 1542 die Einführung der Reformation unterstützen und die einfache Holzkapelle durch eine steinerne einschiffige Bruchstein-Kirche mit Eckquaderung ersetzen. Diese wird 1600 nach Westen erweitert. Während des Dreißigjährigen Krieges nimmt Brüggen schweren Schaden, der auch an der Dorfkirche nicht spurlos vorüber geht. 1688 wird der eingezogene, rechteckig geschlossene Chor erneuert, woran eine Jahreszahl in der Außenwand der Kirchen-Nordseite erinnert, 1711 schließlich das Kirchenschiff. Weitere Instandsetzungen finden 1846 und 1874 statt.

Man betritt die Kirche über das Portal im Westturm. Schiff und Chor verfügen über zwei Fensterachsen und sind mit einer flachen Schaldecke geschlossen. An West-, Nord- und Südseite befinden sich Emporen. Von der Orgel auf der Westempore aus dem Jahre 1746, die aus der Werkstatt von Johann Georg Müller aus Hildesheim stammte, ist nur noch der Prospekt erhalten. Hinter diesem steht heute ein Orgelneubau aus dem Jahre 1996 von F. Schmidt aus Langenhagen.

Die Ausstattung der Kirche stammt überwiegend aus der zweiten Hälfte des 19. Jh. Einige ältere Holzschnitzwerke wurden 1886 bei einer Innenrenovierung auf Empfehlung von Conrad Wilhelm Hase verkauft, da sie nach seiner Auffassung keinen künstlerischen Wert besaßen. Die Kanzelaltarwand von 1874, die man 1961 zunächst veränderte, wurde 2008 in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Das viereckige hölzerne Taufbecken in Kelchform geht auf das Jahr 1830 zurück.

Außen an der Nordwand des Chores befinden sich die stark verwitterten Grabsteine der Brüggener Pastoren Justus Anthon Remmer († 1715) und Gottfried Heinrich Conrad Bansen († 1770).

Pfarrhaus

Zu finden: Hohle Str. 2

Über das erste Pfarrhaus berichtet Karl Greiffenhagen in seiner 1927 verfassten Chronik, dass dem Pfarrer der im Jahre 1505 selbstständig gewordenen Kirchengemeinde von Brüggen ein Hof und Haus nahe der Kirche von der Gutsherrschaft zur Wohnung angewiesen wurde. Ein für diesen Zweck eigens gebautes, also neues Haus wird das nicht gewesen sein. Erst im Jahre 1600 wird ein neues Pfarrhaus erwähnt, das mehrfach erweitert wurde und schon auf dem Grundstück des heutigen Pfarrhauses direkt neben der Kirche stand. Das letzte bis heute dort stehende Pfarrhaus entstand im Jahre 1846 auf einem Bruchsteinfundament, das Fachwerk ist mit roten Bachsteinen ausgemauert. Zum Pfarrhaus gehörten ursprünglich Ländereien in bescheidenem Umfang sowie Wirtschaftsgebäude und eine Scheune, denn der Pastor war darauf angewiesen, zusätzlich zum Verdienst für seine seelsorgerischen Aufgaben in der Kirchengemeinde als Bauer für den Lebensunterhalt seiner Familie zu sorgen. Die das Grundstück umgebende Bruchsteinmauer entstand schon im Jahre 1756.

Pfarrwitwenhaus

Zu finden: Marktstr.

Von einem Pfarrwitwenhaus und einem Plan zur Ansammlung eines Kapitals für eine etwaige Pfarrwitwe ist nach Aussage von K. Greiffenhagen in Brüggen schon im Jahre 1730 die Rede, als das zu erwartende Ende des Pastors Oppermann Gemeinde und Gut Brüggen wiederum vor die Frage stellte, was mit der künftigen Pfarrwitwe werden sollte. Zu diesem Zweck stiftete Gertrud Luise von Steinberg eine Summe von 10 Talern, die wahrscheinlich den Grundstock zu dem anzusammelnden Kapital bilden sollte. Das Pfarrwitwenhaus in der Marktstraße wurde 1838 mit Garten an das Gut verkauft. Die Pfarrwitwen hatten seitdem einen Anspruch auf die Übernahme von Mietzahlungen, die zu 2/3 von der Gemeinde und zu 1/3 vom Gut getragen wurden. Außerdem musste ihnen ein Gartengrundstück zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus durften sie Wald und Weiden für eigenes Vieh und zur Holzbeschaffung nutzen.

Das alte Pfarrwitwenhaus wurde vom Gut später auch zur Unterbringung von Mühlenmitarbeitern genutzt.

Alte Schule (heute DGH) und Lehrerhaus

Zu finden: Kirchstr./Wasserkamp

Der Kirche direkt gegenüber liegt die alte Schule von Brüggen, die heute als Dorfgemeinschaftshaus genutzt wird.

Von einem „Küster und Schulmeister“ wird in Brüggen bereits 1637 und 1644 berichtet, doch ein eigenes Schul- und Lehrerhaus stand ihm zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges und auch in den Jahrzehnten danach nicht zur Verfügung. 1650 stellte die Familie von Steinberg lediglich eine Stube und eine Kammer in der Mühle für diesen Zweck zur Verfügung. Regelmäßig unterrichtet wurden die Kinder, wenn überhaupt, nur in den Wintermonaten. Ab 1800 war man in Brüggen um regelmäßige Ausbildung von 150 Dorfkindern bemüht, eine Aufgabe, die jedoch von einer einzelnen Lehrperson schwer zu bewältigen war.

1765 wurde das Küster- und Lehrerdiensthaus in der Kirchstraße gebaut. Dieses enthielt die Wohnung des Küsters und einen kleinen Unterrichtsraum, außerdem Scheune und Stall für Ernte und Vieh. Wegen bescheidener Einkünfte für ihre Lehrtätigkeit wurden Küster- und Lehrerstelle entsprechend große Ländereien zugeteilt, um auf diese Weise ihren Lebensunterhalt sicherzustellen.

Mitte 1800 zeichneten sich durch gesetzliche Verordnungen aus den Jahren 1845 und 1851 spürbare Veränderungen ab. In Brüggen wurde eine zweite Lehrerstelle geschaffen, 1873 gegen Mietzahlungen ein zweites Schulzimmer und eine Wohnung für den zweiten Lehrer auf dem Hof eines ortsansässigen Bauern eingerichtet.

Das erste Schulhaus unmittelbar neben dem Lehrerdiensthaus errichtete man in Brüggen im Jahre 1876. Bei steigenden Schülerzahlen entwickelte sich hier bis 1908 eine vierklassige Volksschule mit drei Lehrerstellen. Zu dieser Zeit ging die Schulausbildung in staatliche Verantwortung über.

Das Lehrerhaus wurde 1921/22 zu einem reinen Wohnhaus für die Lehrpersonen umgebaut und auch Stall und Scheune zu einer Lehrerwohnung umgestaltet.

Während des 2.Weltkrieges konnte der Unterricht nicht im Schulgebäude stattfinden und musste in den Saal der heute nicht mehr existierenden Kettlerschen Gastwirtschaft verlegt werden. In den Jahren 1955 bis 1962 wurden sowohl Schul- als auch Lehrerwohnhaus renoviert und auf neue technische Standards gebracht. Nach Einführung des 9. Schuljahres für Volksschulen im Jahre 1962 besuchten die Neuntklässler Brüggens und die der Nachbarorte geschlossen die neu geschaffene Mittelpunktschule in Rheden. Nach Bildung der Samtgemeinde Gronau wurden ab 1975 alle Klassen der Stufen 5–9 in die Schule nach Gronau überwiesen, die Grundschulklassen 1-4 nun in Rheden unterrichtet. Seitdem ist die Schule in Brüggen geschlossen und wird als DGH vielfältig genutzt. Im Jahre 2018 wurden umfangreiche Modernisierungsarbeiten abgeschlossen. In einem der ehemaligen Klassenräume befindet sich eine öffentliche Bücherei mit regelmäßigen Öffnungszeiten.

Schloss Brüggen

Zu finden: Schlossstr.

Es ist sicher davon auszugehen, dass am Standort von Schloss Brüggen am Ostufer der Leine schon im frühen Mittelalter der erste Königshof Brüggens errichtet wurde. Er lag an der mittelalterlichen Verkehrsverbindung „via regia“, dem Königsweg, und war Sitz von Otto I., der 962 in Rom zum Kaiser gekrönt wurde.

Der Königshof war vermutlich im Westen von mehreren Leinearmen geschützt und nur über Brücken erreichbar, außerdem von Osten und Norden durch Mauern und von Süden durch einen künstlichen Leinearm gesichert. Seine Größe könnte dem des heutigen Schlosskomplexes entsprochen haben. Ob aber das heutige Schlossgebäude auf den Grundmaueren des alten Königshofes errichtet wurde, ließ sich nie nachweisen. Auch die Nachfolgebauten des Königshofes, eine 1315 entstandene Burg und das 200 Jahre später unter den Brüdern Burchard und Konrad von Steinberg entstandene Herrenhaus werden an derselben Stelle gestanden haben, denn sie ist der höchste hochwasserfreie Punkt am Ufer der Leine.

Friedrich II. von Steinberg ließ den Rittersitz zu einem Barockschloss ausbauen. Nach siebenjähriger Bauzeit wurde es am 6. Mai 1693 eingeweiht.

Die planerischen Grundzüge des Schlosses entwickelte Johann Balthasar Lauterbach und unter der Federführung des Braunschweiger Landesbaumeisters Herrmann Korb entstand ein mächtiger rechteckiger Gebäudekomplex mit Erdgeschoss, Hauptgeschoss und Mezzanin, einem Zwischen- bzw. Halbgeschoss. Der Aufbau und die dekorativen Einzelheiten weisen italienische und holländische Einflüsse auf. Die Hof- und Gartenfassaden haben elf, die Schmalseiten fünf Achsen. Die Fensteröffnungen sind rechteckig, die im Mezzanin quadratisch.

Typisch für die Architektur des Barocks ist ein an der Hofseite hervorspringender und von einem Giebel gekrönter dreiachsiger Risalit, ein auf ganzer Höhe aus der Fluchtlinie des übrigen Baukörpers hervorspringender Gebäudeteil. Im Giebelfeld sind ein rundes Fenster und beiderseits zwei liegende Steinböcke zu erkennen, die Wappentiere der von Steinbergs, außerdem ein dreibeiniges als Grape bezeichnetes Gefäß, das zum Wappenemblem von Gertrud Luise von Grapendorf, der Ehefrau Friedrichs II. von Steinberg, gehört.

Noch aufwändiger gestaltet ist die zum Schlosspark und zur Leine liegende Rückseite des Schlosses. Diese wird wie die Hofseite durch einen dreiachsigen Risalit in der Mitte sowie zwei zweiachsige Risalite an den Außenseiten gegliedert. Der Park ist aber für Außenstehende nicht zugänglich und diese Seite des Gebäudes daher auch nicht einsehbar.

Die heutige Gutsanlage entstand zwischen 1686 und 1716. Sie umfasst/e im Osten Torhaus und Stallungen, im Süden Brauerei, Brennerei und Schlosskapelle, im Westen das Schloss und im Norden die Meierei, Stallungen und Scheunen.

Die dem heiligen Cyriakus geweihte Burgkapelle wurde um 1515 mit der Burg erneuert und nach ihrem Verfall 1704/06 über den Grabgewölben in Form der heutigen Schlosskirche neu errichtet. Die Grabgewölbe sind bis heute erhalten geblieben und werden genutzt. Die Kapelle ist ein einfacher rechteckiger mit großen Bogenfenstern versehener Saalbau, den man von der Hofseite aus durch ein Rundbogenportal betritt. Zwischen 1827 und 1831 erhielt sie ihre schlichte barocke Innenausstattung. Die Kirche hat eine besonders klangschöne Orgel, diente zeitweise auch katholischen Gottesdiensten und steht im Privatbesitz der Familie von Cramm.

Da die Kapelle keinen Turm besitzt, erhielt der Turm des Torhauses 1831 eine Uhr.

Das dem Schlossgebäude gegenüberliegende Torhaus ist ein doppelgeschossiges rechteckiges Gebäude, durch dessen gewölbte Durchfahrt man den Innenhof des Schlosskomplexes erreicht. Über dem flachen Walmdach trägt es einen achteckigen Fachwerkturm mit geschweifter Haube und einer offenen Laterne. Das Torhaus diente früher als Gerichts- und Gefängnisgebäude und wird heute als Wohnhaus genutzt.

Bis in die 50er-Jahre befand sich auf dem Gutsgelände auch ein dickwandiger Eiskeller. Ein Kavaliershaus in Fachwerkbauweise, in dem sich jetzt das Gutsbüro befindet, wurde um 1800 zwischen Schlosskapelle und Brauerei bzw. Brennerei eingeschoben.

Im Jahre 1911 kam Schloss Brüggen auf dem Erbweg durch die Heirat von Jutta von Steinberg und Burkhard von Cramm in den Besitz der Freiherren von Cramm, die es noch heute bewohnen. Hier verbrachte der so genannte Tennis-Baron Gottfried von Cramm einen Großteil seiner Jugend. Er feierte hier in den 1950er-Jahren mit großem Aufwand seine Hochzeit mit Barbara Hutton.

Eine Schlossbesichtigung ist grundsätzlich nicht möglich, der Schlosshof ist gelegentlich für im Ort stattfindende Veranstaltungen wie historische und kunsthandwerkliche Märkte öffentlich zugänglich. Der Eingang zum Leine-Café Heydenreich im alten Brauhaus liegt auf der anderen Seite des Gebäudes an der Schlossstraße.

Administratorenhaus

Zu finden: Schlossstr.

Das dem Torhaus des Schlosses gegenüberliegende Fachwerkgebäude war ehemals das Administratorenhaus (Gutsverwalterhaus) des Schlosses. Es wird heute privat als Wohnhaus genutzt.

Alte Poststation

Zu finden: Westlich von Brüggen an der B3 Richtung Alfeld, gegenüber dem Abzweig Am Posthof

In seiner heimatkundlichen Schrift „Brüggener Postverhältnisse und mehr ...“ zitiert Brüggens Heimatpfleger Werner Sührig aus den Postgeschichtlichen Blättern Hannover-Braunschweig zur Entstehung des Postnetzes im Kurfürstentum Hannover wie folgt:

1735 bestanden im Kurfürstentum Hannover nur 41 Poststationen. Am 23.Oktober 1736 nahm der Staat das gesamte Postwesen in eigene Verwaltung (...). In den nächsten Jahren erfuhr das Postnetz im Kurfürstentum durch mancherlei Abzweigungen und Anschlüsse an ausländische Routen eine bedeutsame Erweiterung. Die staatliche Post förderte eine geordnete und schnelle Briefbeförderung und sorgte für einen pünktlichen Personenverkehr. Sie erhöhte die Zahl der Poststationen bis 1790 auf über 100. Das Wege- und Straßennetz wurde planmäßig ausgebaut.

Zu einer dieser Poststationen gehörte der Posthof von Brüggen. Erbauer des Posthofes war Ernst von Steinberg (1692-1759). Die Poststation war ab 1741 in Betrieb und lag auf Calenberger Gebiet auf der Westseite der Leine, die damals die Grenze zum Hochstift Hildesheim bildete. Das Dorf Brüggen und der Gutshof dagegen lagen auf der Ostseite der Leine auf Hildesheimer Territorium.

Nachdem die Poststation zunächst nur aus Stallungen, Remisen und Scheunen bestanden hatte, wurde 1742 ein großes Wohnhaus gebaut, ein zweigeschossiges Bruchsteingebäude mit Eckverzahnung. Dieses diente der Postverwaltung und Gästebewirtung. Die Poststation von Brüggen war ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor nicht nur für den dort verantwortlichen Posthalter und das sonstige Personal, sondern auch für den gesamten Ort. So verdienten Stellmacher, Sattler, Schmiede und Seiler Teile ihres Einkommens durch Arbeiten für den Posthof, ebenso der Tierarzt oder Dorfschneider, die die Dienstkleidung für die dort Beschäftigten anfertigten. Zahlreiche Kaufleute, Beamte und Militärs kamen auf ihren auf dieser Nord-Süd-Verbindung verlaufenden Reisen über den Brüggener Posthof, viele adelige und berühmte Persönlichkeiten wie Königin Luise von Preußen oder Prinz Max von Hessen fanden hier ein Nachtquartier. Durchschnittlich reiste man vierspännig, manche Reisende benötigten auch sechs Pferde für ihre Reisewagen. Da dem Posthof nicht immer ausreichend Pferde zur Verfügung standen, mussten Tiere von Bauern aus der Umgebung ausgeliehen werden, die dafür bezahlt wurden.

Als der günstig gelegene Brüggener Posthof im Jahre 1852 nach 111 Jahren geschlossen wurde, führte das nicht nur beim damals gut verdienenden Posthalter, sondern auch bei den Brüggener Handwerkern zu erhebliche finanziellen Einbußen. Die Familie von Steinberg wurde ab 1852 mit 120 Talern jährlich entschädigt, nachdem sie noch 100 Jahre zuvor Überschüsse von 800 Talern pro Jahr verbucht hatte.

Nach der Auflösung des Posthofes erhielt Brüggen erst 1881 einen Bahnhaltepunkt, zeitgleich aber auch eine Postagentur im Ort. Diese existieren heute beide nicht mehr. 1963 wurde der Bahnhaltepunkt in Brüggen aufgegeben, die Bahnhofsgebäude 1966 und das Stellwerk 1985 abgerissen. Die Postfiliale wurde 1997 geschlossen.

Die Posthof-Gebäude sind jedoch bis heute erhalten geblieben und werden privat genutzt. Von 1958 bis zu seinem Tod 1965 lebte Zirkusdirektor Willy Hagenbeck auf dem ehemaligen Posthof in Brüggen mit seinen Bären, Elefanten, Löwen und Tigern, die sich dort in den Stallungen im Winterquartier befanden.

Man erreicht den Posthof von Brüggen aus über die B3 Richtung Alfeld. Er liegt wenige hundert Meter nach Ortsausgang von Brüggen auf der linken Straßenseite.


Spuren von historischen Produktionsstätten

Alte Mühle

Zu finden: Marktstr.

Am westlichen Ortsausgang in der Nähe der „Drei-Gewölbe-Brücke“ liegt die alte Handelsmühle Brüggens. Aus Urkunden aus den Jahren 997 und 1207 ist zu schließen, dass schon immer Mühlen zum an der Leine gelegenen Haupthof in Brüggen gehörten. 1380 wird eine Mühle von Bedeutung an diesem Standort erwähnt. Im Jahre 1583 hat sie drei Mahlgänge. Ebenfalls genannt werden 1613 außerdem eine Boke- und eine Ölmühle, 1797 eine Sägemühle am Mühlengraben im Bereich des Kälberwerders, im 18. Jh. außerdem eine kleinere Notmühle an einem kleinen Seitenkanal. Diese konnte den Betrieb aufnehmen, wenn die große Mühle wegen Hochwassers nicht betriebsbereit war.

Zur Brüggener Mühle gehörten weitere Gebäude, in denen sich die Müllerwohnung, Werkstätten, Schlafkammern für Knechte, eine Küche, eine Stube und Kellerräume befanden.

Nach einem Brand entstand im Jahre 1869 die heutige massive Mühle, die den Mühlenkanal überspannt. Die 1909 angelegte elektrische Zentrale der Mühle und die Wohnhäuser des technischen Leiters und des kaufmännischen Direktors lagen in unmittelbarer Nähe. Die Mühlenarbeiter waren in Häusern innerhalb des Ortes untergebracht. Aus der Festschrift zum 1050-jährigen Bestehen der Gemeinde Brüggen von 1987 geht hervor, dass die Gräflich von Steinberg'sche Mühle 1925 täglich 1000 Zentner Mehl mit den Bezeichnungen „Leinegold“ und „Leinestern“ produzierte.

Die um die Jahrhundertwende entstandenen Mühlengebäude und die Mühlenanlage sind bis heute weitgehend erhalten geblieben, der Mühlenbetrieb wurde jedoch schon vor einigen Jahrzehnten eingestellt. Heute dient eine Wasserkraftanlage an der Brüggener Mühle der Stromerzeugung.

2005 entstand auf Betreiben des Landes Niedersachsen im Rahmen des niedersächsischen Fließgewässerprogramms und mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union an der Brüggener Mühle ein aus 21 Becken bestehender Fischpass. Dieser dient der Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit und Wiederansiedlung von vom Aussterben bedrohter Fischarten. In einer Informationstafel am Brüggener Fischpass heißt es dazu:

Zu den natürlichen Verhaltensweisen vieler heimischen Fischarten und Kleintiere unserer Fließgewässer zählen mehr oder weniger ausgeprägte Wanderungen. Bekannt ist dieses Phänomen vor allem beim Lachs, der vom Meer stromaufwärts wandert, um seine Laichgebiete erreichen zu können. Bei Aalen ist dieses Verhalten genau umgekehrt. Wehre, Wasserkraftanlage und andere Querbauwerke in Fließgewässern, wie auch die Mühle in Brüggen, bilden für viele dort lebende Tiere ein unüberwindbares Hindernis.

Der Fischpass, dessen Becken mit einer Höhendifferenz von jeweils 0,12 m angelegt wurde, hat eine Gesamtlänge von 65 Metern. Er soll die Wanderung der in der Leine lebenden Tiere wieder ermöglichen.